Satzung
Ordnung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
im Bezirk Berlin Marzahn-Hellersdorf
Getroffen vom Worte Jesu "dass alle eins seien, … damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast" (Joh 17,21), mit Bedauern feststellend, dass "in der einen und einzigen Kirche Gottes schon von den ersten Zeiten an Spaltungen aufgetreten sind" (Vat.II) und vom Willen getragen, unseren Gemeinden zu "helfen, sich auf die Begegnung mit ihrem Herrn vorzubereiten, der nur eine Herde kennt" (Ökumenischer Rat, Toronto 1950) haben sich christliche Gemeinden in Berlin Marzahn-Hellersdorf zur Zusammenarbeit gefunden.
Die Einheit der Christen zu fördern ist das Ziel der ökumenischen Bewegung. Sie findet ihren Ausdruck in weltweiten, aber auch in nationalen, regionalen und örtlichen Zusammenschlüssen. So wissen wir uns der Ökumenischen Bewegung verbunden.

1. Grundlagen

In Fortsetzung des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Marzahn und Hellersdorf und der Tradition des Ökumenischen Forums Berlin-Marzahn e.V. bilden die Unterzeichnenden die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Berlin Marzahn-Hellersdorf (ACK-MH). In der ACK-MH schließen sich Kirchen und Gemeinden sowie Gemeinschaften, Gruppen und Verbände zusammen, die den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und die Dienst und Zeugnis gemeinsam zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes erfüllen wollen. Durch die Mitgliedschaft in der ACK bringen sie zum Ausdruck, dass sie miteinander in der Gemeinschaft der einen Kirche Jesu Christi an der Gotteskindschaft teilhaben (Röm 8,15). Dies gilt unbeschadet unterschiedlicher Auffassungen von Taufe, Amt, Sakramenten und Kirche.

2. Ziele und Aufgaben

Es ist das Ziel der ACK-MH, sich bewusst in den Dienst der gottgewollten Einheit zu stellen und um diese Einheit gemeinsam immer wieder zu beten.

Die ACK Marzahn-Hellersdorf will insbesondere

  • den christlichen Gemeinden dabei helfen, ihr vom Evangelium aufgetragenes Zeugnis in
    der Öffentlichkeit gemeinsam abzulegen und in gleicher Weise ihren Dienst in der Welt zu tun.

  • durch Förderung des theologischen Gesprächs dazu beitragen, dass das Ringen um die Wahrheit verstärkt wird. Dabei sind die Erkenntnisse anderer zu respektieren. Bei Meinungsverschiedenheiten ist zwischen den einzelnen Mitgliedern zu vermitteln.

  • dazu ermutigen, notwendige Neuansätze in Seelsorge und Liturgie, Mission und Diakonie von vornherein gemeinsam zu planen und miteinander zu tragen.

  • sich dafür einsetzen, dass die Bestrebungen der ACK Marzahn-Hellersdorf in den Gemeindeleitungen, den Gruppen und Kreisen und auch in den Gesamtgemeinden bekannt werden und dort Verständnis und Unterstützung finden.

  • die ökumenischen Initiativen der einzelnen Gemeinden bekannt machen und unterstützen. Sie nutzt die Erkenntnisse und Erfahrungen anderer ökumenischer Gremien für ihre Arbeit.

  • alles befördern, was dazu dient, in der eigenen Gemeinde auch die Anliegen der anderen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften mit zu bedenken.

  • gemeinsame Aufgaben in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Sie vertritt gemeinsame Anliegen ihrer Mitglieder bei politischen Institutionen.

  • soweit möglich, Kontakte zu anderen Religionsgemeinschaften, insbesondere zur Jüdischen Gemeinde, pflegen.

 

3. Mitgliedschaft

In der ACK Marzahn-Hellersdorf wirken derzeit zusammen:

  • Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Marzahn (Baptisten)

  • Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/ Nord

  • Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Marzahn

  • Evangelische Kirchengemeinde Hellersdorf

  • Evangelisch-methodistische Gemeinde Marzahn

  • Evangelische Versöhnungskirchengemeinde Berlin-Biesdorf

  • Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten

  • Katholisches Pfarramt Biesdorf „Maria Königin des Friedens“

  • Katholisches Pfarramt Marzahn „Von der Verklärung des Herrn“

  • Missionsärztliche Schwestern

  • Ökumenisches Forum Marzahn e.V.

Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgt durch Beschluss der bisherigen Mitglieder.

Auf Antrag ist Gaststatus möglich. Gäste sind nicht stimmberechtigt

4. Arbeitsweise

4.1  Die Mitglieder entsenden mindestens einen Delegierten/Vertreter. Jedes Mitglied hat jedoch bei Abstimmungen nur eine Stimme.
Darüber hinaus kann die ACK-MH Einzelpersonen zur Mitarbeit als Berater berufen.

4.2  Die ACK tritt in der Regel alle zwei Monate zusammen. Die Beratungen sind im Allgemeinen öffentlich.
Über die Beratungen werden Protokolle geführt.
Die Beschlüsse der ACK haben den Gemeinden gegenüber empfehlenden Charakter.
Einzelaufgaben können Arbeitsgruppen übertragen werden.
Die Vertreter der Gemeinden verpflichten sich, ihre jeweiligen Gemeinden über die Arbeit der ACK regelmäßig zu informieren.

4.3  Die ACK wählt aus ihrer Mitte die/den Vorsitzenden und eine/n Stellvertreter/in.
Vorsitzende/r und Stellvertreter/in sind möglichst mit einem/r Theologen/in und einem Laien zu besetzen.
Vorsitzende/r und Stellvertreter/in werden auf die Dauer von zwei Jahren gewählt. Sie sollen in der Folge zwischen den Mitgliedern wechseln.
Der/die Vorsitzende dient als Sprecher für die Öffentlichkeit, bereitet die Arbeitsberatungen vor und sucht die Verbindung mit dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg.

5. Finanzen

Finanzielle Verpflichtungen ergeben sich aus der Mitgliedschaft nicht.

Die für die laufende Arbeit der ACK (Sitzungen, Post, etc.) erforderlichen finanziellen Mittel werden von den Mitgliedern in Form einer freiwilligen Umlage erbeten. Mit der Verwaltung dieser Mittel wird ein Mitglied der ACK beauftragt.

Bei Durchführung von Projekten (Ausstellung, Interkulturelle Tage...) wird die Finanzierung jeweils eigens beschlossen.

Stand laut ACK-Sitzung vom 30.8.2007

 

 

 Alle ACK- Mitgliedsgemeinden haben auch die Charta-Oecumenica unterzeichnet.

 

"Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist“

Als Konferenz Europäischer Kirchen* und als Rat der Europäischen Bischofskonferenzen* sind wir im Geist der Botschaft der beiden Europäischen Ökumenischen Versammlungen von Basel 1989 und von Graz 1997 fest entschlossen, die unter uns gewachsene Gemeinschaft zu bewahren und fortzuentwickeln. Wir danken unserem Dreieinigen Gott, dass er durch seinen Heiligen Geist unsere Schritte zu einer immer intensiveren Gemeinschaft führt.

 Vielfältige Formen der ökumenischen Zusammenarbeit haben sich bereits bewährt. In Treue zu dem Gebet Christi: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, sollen auch sie eins sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Johannes 17, 21), dürfen wir jedoch bei dem jetzigen Zustand nicht stehenbleiben. Im Bewusstsein unserer Schuld und zur Umkehr bereit müssen wir uns bemühen, die unter uns noch bestehenden Spaltungen zu überwinden, damit wir gemeinsam die Botschaft des Evangeliums unter den Völkern glaubwürdig verkündigen.

 Im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort in der Heiligen Schrift und herausgefordert zum Bekenntnis unseres gemeinsamen Glaubens sowie im gemeinsamen Handeln gemäss der erkannten Wahrheit wollen wir Zeugnis geben von der Liebe und Hoffnung für alle Menschen.

Auf unserem europäischen Kontinent zwischen Atlantik und Ural, zwischen Nordkap und Mittelmeer, der heute mehr denn je durch eine plurale Kultur geprägt wird, wollen wir mit dem Evangelium für die Würde der menschlichen Person als Gottes Ebenbild eintreten und als Kirchen gemeinsam dazu beitragen, Völker und Kulturen zu versöhnen.

In diesem Sinn nehmen wir diese Charta als gemeinsame Verpflichtung zum Dialog und zur Zusammenarbeit an. Sie beschreibt grundlegende ökumenische Aufgaben und leitet daraus eine Reihe von Leitlinien und Verpflichtungen ab. Sie soll auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens eine ökumenische Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit fördern und dafür einen verbindlichen Masstab schaffen. Sie hat jedoch keinen lehramtlich-dogmatischen oder kirchenrechtlich-gesetzlichen Charakter. Ihre Verbindlichkeit besteht vielmehr in der Selbstverpflichtung der europäischen Kirchen und ökumenischen Organisationen. Diese können für ihren Bereich auf der Grundlage dieses Basistextes eigene Zusätze und gemeinsame Perspektiven formulieren, die sich konkret mit ihren besonderen Herausforderungen und den sich daraus ergebenden Verpflichtungen befassen.

 * Zur Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) gehören die meisten orthodoxen, reformatorischen, anglikanischen, freikirchlichen und altkatholischen Kirchen in Europa. Im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) sind die römisch-katholischen Bischofskonferenzen in Europa zusammengeschlossen.

 I.

 WIR GLAUBEN
„DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE”

 

Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. E i n Leib und e i n Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; e i n Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe, e i n Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist“ (Epheser 4, 3-6)

 1. Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen

Mit dem Evangelium Jesu Christi, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt wird und im Ökumenischen Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (381) zum Ausdruck kommt, glauben wir an den Dreieinigen Gott: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Weil wir mit diesem Credo „die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ bekennen, besteht unsere unerlässliche ökumenische Aufgabe darin, diese Einheit, die immer Gottes Gabe ist, sichtbar werden zu lassen.

Noch verhindern wesentliche Unterschiede im Glauben die sichtbare Einheit. Es gibt verschiedene Auffassungen, vor allem von der Kirche und ihrer Einheit, von den Sakramenten und den Ämtern. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Jesus Christus hat uns am Kreuz seine Liebe und das Geheimnis der Versöhnung geoffenbart; in seiner Nachfolge wollen wir alles uns Mögliche tun, die noch bestehenden kirchentrennenden Probleme und Hindernisse zu überwinden.

Wir verpflichten uns,

  • der apostolischen Mahnung des Epheserbriefes zu folgen und uns beharrlich um ein gemeinsames Verständnis der Heilsbotschaft Christi im Evangelium zu bemühen;

  • in der Kraft des Heiligen Geistes auf die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi in dem einen Glauben hinzuwirken, die ihren Ausdruck in der gegenseitig anerkannten Taufe und in der eucharistischen Gemeinschaft findet sowie im gemeinsamen Zeugnis und Dienst.

II.

AUF DEM WEG ZUR SICHTBAREN GEMEINSCHAFT
DER KIRCHEN IN EUROPA

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Johannes 13, 35)

 2. Gemeinsam das Evangelium verkündigen

Die wichtigste Aufgabe der Kirchen in Europa ist es, gemeinsam das Evangelium durch Wort und Tat für das Heil aller Menschen zu verkündigen. Angesichts vielfältiger Orientierungslosigkeit, der Entfremdung von christlichen Werten, aber auch mannigfacher Suche nach Sinn sind die Christinnen und Christen besonders herausgefordert, ihren Glauben zu bezeugen. Dazu bedarf es des verstärkten Engagements und des Erfahrungsaustausches in Katechese und Seelsorge in den Ortsgemeinden. Ebenso wichtig ist es, dass das ganze Volk Gottes gemeinsam das Evangelium in die gesellschaftliche Öffentlichkeit hinein vermittelt wie auch durch sozialen Einsatz und die Wahrnehmung von politischer Verantwortung zur Geltung bringt.

Wir verpflichten uns,

  • über unsere Initiativen zur Evangelisierung mit den anderen Kirchen zu sprechen, darüber Vereinbarungen zu treffen und so schädliche Konkurrenz sowie die Gefahr neuer Spaltungen zu vermeiden;

  • anzuerkennen, dass jeder Mensch seine religiöse und kirchliche Bindung in freier Gewissensentscheidung wählen kann. Niemand darf durch moralischen Druck oder materielle Anreize zur Konversion bewegt werden; ebenso darf niemand an einer aus freien Stücken erfolgenden Konversion gehindert werden.

3. Aufeinander zugehen

Im Geiste des Evangeliums müssen wir gemeinsam die Geschichte der christlichen Kirchen aufarbeiten, die durch viele gute Erfahrungen, aber auch durch Spaltungen, Verfeindungen und sogar durch kriegerische Auseinandersetzungen geprägt ist. Menschliche Schuld, Mangel an Liebe und häufiger Missbrauch von Glaube und Kirchen für politische Interessen haben die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses schwer beschädigt.

Ökumene beginnt deshalb für die Christinnen und Christen mit der Erneuerung der Herzen und der Bereitschaft zu Busse und Umkehr. In der ökumenischen Bewegung ist Versöhnung bereits gewachsen.   

Wichtig ist es, die geistlichen Gaben der verschiedenen christlichen Traditionen zu erkennen, voneinander zu lernen und sich so beschenken zu lassen. Für die weitere Entfaltung der Ökumene ist es besonders erforderlich, die Erfahrungen und Erwartungen der Jugend einzubeziehen und ihre Mitwirkung nach Kräften zu fördern.

Wir verpflichten uns, 

  • Selbstgenügsamkeit zu überwinden und Vorurteile zu beseitigen, die Begegnung miteinander zu suchen und füreinander da zu sein;

  • ökumenische Offenheit und Zusammenarbeit in der christlichen Erziehung, in der theologischen Aus- und Fortbildung sowie auch in der Forschung zu fördern.

4. Gemeinsam handeln

Ökumene geschieht bereits in vielfältigen Formen gemeinsamen Handelns. Viele Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchen leben und wirken gemeinsam in Freundschaften, in der Nachbarschaft, im Beruf und in ihren Familien. Insbesondere konfessionsverschiedene Ehen müssen darin unterstützt werden, Ökumene in ihrem Alltag zu leben.

Wir empfehlen, auf örtlicher, regionaler, nationaler und internationaler Ebene bi- und multilaterale ökumenische Gremien für die Zusammenarbeit einzurichten und zu unterhalten. Auf der europäischen Ebene ist es nötig, die Zusammenarbeit zwischen der Konferenz Europäischer Kirchen und dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen zu stärken und weitere Europäische Ökumenische Versammlungen durchzuführen.

Bei Konflikten zwischen den Kirchen sollen Bemühungen um Vermittlung und Frieden initiiert bzw. unterstützt werden.

Wir verpflichten uns,

  • auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind und nicht Gründe des Glaubens oder grössere Zweckmässigkeit dem entgegenstehen;

  • die Rechte von Minderheiten zu verteidigen und zu helfen, Missverständnisse und Vorurteile zwischen Mehrheits- und Minderheitskirchen in unseren Ländern abzubauen.

5. Miteinander beten

Die Ökumene lebt davon, dass wir Gottes Wort gemeinsam hören und den Heiligen Geist in uns und durch uns wirken lassen. Kraft der dadurch empfangenen Gnade gibt es heute vielfältige Bestrebungen, durch Gebete und Gottesdienste die geistliche Gemeinschaft zwischen den Kirchen zu vertiefen und für die sichtbare Einheit der Kirche Christi zu beten. Ein besonders schmerzliches Zeichen für die Zerrissenheit unter vielen christlichen Kirchen ist die fehlende eucharistische Gemeinschaft.

In einigen Kirchen bestehen Vorbehalte gegenüber gemeinsamen ökumenischen Gebeten. Aber weithin prägen viele ökumenische Gottesdienste, gemeinsame Lieder und Gebete, insbesondere das Vaterunser, unsere christliche Spiritualität.

Wir verpflichten uns,

  • füreinander und für die christliche Einheit zu beten; die Gottesdienste und die weiteren Formen des geistlichen Lebens anderer Kirchen kennen und schätzen zu lernen;

  • dem Ziel der eucharistischen Gemeinschaft entgegenzugehen.

6. Dialoge fortsetzen

Unsere in Christus begründete Zusammengehörigkeit ist von fundamentaler Bedeutung gegenüber unseren unterschiedlichen theologischen und ethischen Positionen. Anders als die uns geschenkte und bereichernde Vielfalt haben jedoch Gegensätze in der Lehre, in ethischen Fragen und in kirchenrechtlichen Festlegungen auch zu Trennungen zwischen den Kirchen geführt; oft spielten dabei besondere geschichtliche Umstände und unterschiedliche kulturelle Prägungen eine entscheidende Rolle.

Um die ökumenische Gemeinschaft zu vertiefen, sind die Bemühungen um einen Konsens im Glauben unbedingt fortzusetzen. Ohne Einheit im Glauben gibt es keine volle Kirchengemeinschaft. Zum Dialog gibt es keine Alternative.

Wir verpflichten uns,

  • den Dialog zwischen unseren Kirchen auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen gewissenhaft und intensiv fortzusetzen sowie zu prüfen, was zu den Dialogergebnissen kirchenamtlich verbindlich erklärt werden kann und soll;

  • bei Kontroversen, besonders wenn bei Fragen des Glaubens und der Ethik eine Spaltung droht, das Gespräch zu suchen und diese Fragen gemeinsam im Licht des Evangeliums zu erörtern.

III.

UNSERE GEMEINSAME VERANTWORTUNG IN EUROPA

 „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“
(Matthäus 5, 9)

 7. Europa mitgestalten

Durch die Jahrhunderte hindurch hat sich ein religiös und kulturell vorwiegend christlich geprägtes Europa entwickelt. Zugleich ist durch das Versagen der Christen in Europa und über dessen Grenzen hinaus viel Unheil angerichtet worden. Wir bekennen die Mitverantwortung an dieser Schuld und bitten Gott und die Menschen um Vergebung.

Unser Glaube hilft uns, aus der Vergangenheit zu lernen und uns dafür einzusetzen, dass der christliche Glaube und die Nächstenliebe Hoffnung ausstrahlen für Moral und Ethik, für Bildung und Kultur, für Politik und Wirtschaft in Europa und in der ganzen Welt.

Die Kirchen fördern eine Einigung des europäischen Kontinents. Ohne gemeinsame Werte ist die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor dem Leben, den Wert von Ehe und Familie, den vorrangigen Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur Vergebung und in allem die Barmherzigkeit.

Als Kirchen und als internationale Gemeinschaften müssen wir der Gefahr entgegentreten, dass Europa sich zu einem integrierten Westen und einem desintegrierten Osten entwickelt. Auch das Nord-Süd-Gefälle ist zu beachten. Zugleich ist jeder Eurozentrismus zu vermeiden und die Verantwortung Europas für die ganze Menschheit zu stärken, besonders für die Armen in der ganzen Welt.

Wir verpflichten uns,

  • uns über Inhalte und Ziele unserer sozialen Verantwortung miteinander zu verständigen und die Anliegen und Visionen der Kirchen gegenüber den säkularen europäischen Institutionen möglichst gemeinsam zu vertreten;

  • die Grundwerte gegenüber allen Eingriffen zu verteidigen;

  • jedem Versuch zu widerstehen, Religion und Kirche für ethnische oder nationalistische Zwecke zu missbrauchen.

8. Völker und Kulturen versöhnen

Die Vielfalt der regionalen, nationalen, kulturellen und religiösen Traditionen betrachten wir als Reichtum Europas. Angesichts zahlreicher Konflikte ist es Aufgabe der Kirchen, miteinander den Dienst der Versöhnung auch für Völker und Kulturen wahrzunehmen. Wir wissen, dass der Friede zwischen den Kirchen dafür eine ebenso wichtige Voraussetzung ist.

Unsere gemeinsamen Bemühungen richten sich auf die Beurteilung und Lösung politischer und sozialer Fragen im Geist des Evangeliums. Weil wir die Person und Würde jedes Menschen als Ebenbild Gottes werten, treten wir für die absolute Gleichwertigkeit aller Menschen ein.

Als Kirchen wollen wir gemeinsam den Prozess der Demokratisierung in Europa fördern. Wir engagieren uns für eine Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier Konfliktlösungen. Wir verurteilen jede Form von Gewalt gegen Menschen, besonders gegen Frauen und Kinder.

Zur Versöhnung gehört es, die soziale Gerechtigkeit in und unter allen Völkern zu fördern, vor allem die Kluft zwischen Arm und Reich sowie die Arbeitslosigkeit zu überwinden. Gemeinsam wollen wir dazu beitragen, dass Migranten und Migrantinnen, Flüchtlinge und Asylsuchende in Europa menschenwürdig aufgenommen werden.

Wir verpflichten uns,

  • jeder Form von Nationalismus entgegenzutreten, die zur Unterdrückung anderer Völker und nationaler Minderheiten führt und uns für gewaltfreie Lösungen einzusetzen;

  • die Stellung und Gleichberechtigung der Frauen in allen Lebensbereichen zu stärken sowie die gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft zu fördern.

9. Die Schöpfung bewahren

Im Glauben an die Liebe Gottes, des Schöpfers, erkennen wir dankbar das Geschenk der Schöpfung, den Wert und die Schönheit der Natur. Aber wir sehen mit Schrecken, dass die Güter der Erde ohne Rücksicht auf ihren Eigenwert, ohne Beachtung ihrer Begrenztheit und ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen ausgebeutet werden.

Wir wollen uns gemeinsam für nachhaltige Lebensbedingungen für die gesamte Schöpfung einsetzen. In Verantwortung vor Gott müssen wir gemeinsam Kriterien dafür geltend machen und weiter entwickeln, was die Menschen zwar wissenschaftlich und technologisch machen können, aber ethisch nicht machen dürfen. In jedem Fall muss die einmalige Würde jedes Menschen den Vorrang vor dem technisch Machbaren haben.

Wir empfehlen, einen ökumenischen Tag des Gebetes für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen.

Wir verpflichten uns,

  • einen Lebensstil weiter zu entwickeln, bei dem wir gegen die Herrschaft von ökonomischen Zwängen und von Konsumzwängen auf verantwortbare und nachhaltige Lebensqualität Wert legen;

  • die kirchlichen Umweltorganisationen und ökumenischen Netzwerke bei ihrer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu unterstützen.

10. Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen

Eine einzigartige Gemeinschaft verbindet uns mit dem Volk Israel, mit dem Gott einen ewigen Bund geschlossen hat. Im Glauben wissen wir, dass unsere jüdischen Schwestern und Brüder „von Gott geliebt sind, und das um der Väter willen. Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ (Röm. 11, 28-29). Sie haben „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheissungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus“ (Röm. 9, 4-5).

Wir beklagen und verurteilen alle Manifestationen des Antisemitismus, wie Hassausbrüche und Verfolgungen. Für den christlichen Antijudaismus bitten wir Gott um Vergebung und unsere jüdischen Geschwister um Versöhnung.

Es ist dringend nötig, in Verkündigung und Unterricht, in Lehre und Leben unserer Kirchen die tiefe Verbindung des christlichen Glaubens zum Judentum bewusst zu machen und die christlich-jüdische Zusammenarbeit zu unterstützen.

 Wir verpflichten uns

  • allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten;

  • auf allen Ebenen den Dialog mit unseren jüdischen Geschwistern zu suchen und zu intensivieren.

11. Beziehungen zum Islam pflegen

Seit Jahrhunderten leben Muslime in Europa. Sie bilden in manchen europäischen Ländern starke Minderheiten. Dabei gab und gibt es viele gute Kontakte und Nachbarschaft zwischen Muslimen und Christen, aber auch massive Vorbehalte und Vorurteile auf beiden Seiten. Diese beruhen auf leidvollen Erfahrungen in der Geschichte und in der jüngsten Vergangenheit.

Die Begegnung zwischen Christen und Muslimen sowie den christlich-islamischen Dialog wollen wir auf allen Ebenen intensivieren. Insbesondere empfehlen wir, miteinander über den Glauben an den einen Gott zu sprechen und das Verständnis der Menschenrechte zu klären.

Wir verpflichten uns,

  • den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen;

  • bei gemeinsamen Anliegen mit Muslimen zusammenzuarbeiten.

12. Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen

Die Pluralität von religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen und Lebensformen ist ein Merkmal der Kultur Europas geworden. Östliche Religionen und neue religiöse Gemeinschaften breiten sich aus und finden auch das Interesse vieler Christinnen und Christen. Auch gibt es immer mehr Menschen, die den christlichen Glauben ablehnen, sich ihm gegenüber gleichgültig verhalten oder anderen Weltanschauungen folgen.

Wir wollen kritische Anfragen an uns ernst nehmen und uns gemeinsam um eine faire Auseinandersetzung bemühen. Dabei ist zu unterscheiden, mit welchen Gemeinschaften Dialoge und Begegnungen gesucht werden sollen und vor welchen aus christlicher Sicht zu warnen ist.

Wir verpflichten uns,

  • die Religions- und Gewissensfreiheit von Menschen und Gemeinschaften anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich ihre Religion der Weltanschauung im Rahmen des geltenden Rechtes praktizieren dürfen;

  • für das Gespräch mit allen Menschen guten Willens offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen zu verfolgen und ihnen den christlichen Glauben zu bezeugen.

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Jesus Christus ist als Herr der einen Kirche

unsere grösste Hoffnung auf Versöhnung und Frieden.
In seinem Namen wollen wir den gemeinsamen Weg in Europa weitergehen.
Wir bitten Gott um den Beistand seines Heiligen Geistes.

 

Der Gott der Hoffnung erfülle uns mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit wir reich werden an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes“
(Röm. 15,13)

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Als Präsidenten der Konferenz Europäischer Kirchen und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen empfehlen wir diese Charta Oecumenica als Basistext allen Kirchen und Bischofskonferenzen von Europa zur Annahme und Umsetzung in ihrem jeweiligen Kontext.

Mit dieser Empfehlung unterschreiben wir die Charta Oecumenica im Rahmen der Europäischen Ökumenischen Begegnung am ersten Sonntag nach den gemeinsamen Ostern im Jahre 2001.

Strassburg, den 22. April 2001

Metropolit Jéremie
Präsident der
Konferenz Europäischer Kirchen

Kardinal Vlk
Präsident des Rates
der Europäischen Bischofskonferenzen

 Festakt zur Annahme der Charta Oecumenica in Deutschland
während des 1. Ökumenischen Kirchentages in Berlin

Feierliche Unterzeichnung durch die ACK Deutschland

Annahmetext:

„Wir, die unterzeichnenden Kirchen, sind dankbar für die Übereinkunft, die vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) durch die Charta Oecumenica in wichtigen Fragen des kirchlichen Zusammenlebens erreicht wurde.

Wir stimmen dem vorgelegten Text für unseren Zuständigkeitsbereich zu und machen uns die darin enthaltenen Verpflichtungen zu eigen.

Wir bitten den dreieinigen Gott um seine Leitung und Hilfe für die Aufgabe, diese Verpflichtungen und Empfehlungen in die Praxis unseres kirchlichen Zusammenlebens und unserer gemeinsamen Verantwortung für das Evangelium Jesu Christi umzusetzen.“

Unterzeichnerkirchen und Unterzeichnende:

  1. Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland
    Erzpriester Dr. Merawi Tebege
  2. Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland
    Bishop Dr. Geoffrey Rowell, Bishop Pierre Whalon
  3. Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland
    Vorsitzender Pastor Werner Funck
  4. Armenisch-Apostolisch Orthdoxe Kirche in Deutschland
    Erzbischof Primas Karekin Bekdjian
  5. Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten)
    Präsident Pastor Siegfried Großmann
  6. Die Heilsarmee in Deutschland
    Kommandeur Werner Frei
  7. Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
    Pastor Heinrich Lüchtenborg
  8. Evangelische Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine
    Pfarrer Martin Theile, Vorsitzender der Direktion
  9. Evangelische Kirche in Deutschland
    Präses i.R. Manfred Kock, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
  10. Evangelisch-methodistische Kirche
    Bischof Dr. Walter Klaiber
  11. Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland
    Bischof Joachim Vobbe
  12. Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland
    Bischof Anba Damian
  13. Orthodoxe Kirche in Deutschland - Verband der Diözesen
    Metropolit Augoustinos
  14. Römisch-katholische Kirche
    Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
  15. Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
    Bischof Dr. Diethardt Roth
  16. Syrische Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland
    Erzbischof Dionysios Isa Gürbüz

Berlin, 30. Mai 2003

  

1Die Charta Oecumenica ist mittlerweile in über 30 europäische Sprachen übersetzt. Einige Übersetzungen sind gesammelt bei: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (Elisabeth Naendorf, ÖIZ)